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Zwei Dokumente zur mittelalterlichen Stadtgeschichte von Oschatz


von Wolfgang Michael, Geschichts- und Heimatverein Oschatz e.V.


Vorbemerkung

Bei meinen Recherchen sind mir zwei Texte aufgefallen, die zur Oschatzer Geschichte gehören.
Einmal ist mir im Sächsischen Staatsarchiv eine Aktenmappe (Loc. 31913) aufgefallen, die das Stichwort „Oschatz“ enthielt und sich auf das Jahr 1474 bezog. Zum Inhalt siehe unten.
Zum Zweiten haben mich schon länger die Quellen von Samuel Hoffmanns „Historische Beschreibung der Stadt, des Amtes...“ interessiert. Nun habe ich eine davon digitalisiert gefunden.

Theatrum Saxonicum … durch Laurentium Peccensteinium Churf. Sächs. Histor. 3 (1608)
Darinnen Poliographia und historische Beschreibunge aller vornemsten Städte in Sachsen/Meissen unnd Thüringen/ sampt anstossenden Provincien.../ Mit sonderm Fleiß ex Archivis colligirt und gegen vielen bewehrten Monumentis revidirt, und sondern Historien/ so zuvor unbekandt/ illustrirt. Durch Laurentium Peccensteinium Historicum.

Das Original findet man unter folgender Web-Adresse:

http://digitale.bibliothek.uni-halle.de/vd17/content/titleinfo/96463


Da die Ausdrucksweise jener Zeit nicht leicht verständlich ist, habe ich den Text über Oschatz behutsam modernisiert. An sieben Zeilen Latein sind ich und auch der Googleübersetzer leider gescheitert. Vielleicht kann jemand helfen. Die historischen Aussagen sollte man mit großer Vorsicht benutzen – sie sind Ausdruck ihrer Zeit.

Teil 1

Oschatz im mittelalterlichen Kursachsen

Über wichtige Zahlen, wie Einwohner, Gewerbe, Anzahl der Grundstücke und Gebäude gibt heute das Landesamt für Statistik genaue Auskunft. Aus den mittelalterlichen Städten fehlen solche Angaben meist. Die Wirtschaftsgeschichte hat bei allen statistischen Erhebungen über mittelalterliche Zustände mit dürftigem und lückenhaften Material und dem wenig ausgebildeten Zahlen- und Rechensinn jener Zeit zu kämpfen. Dadurch lassen sich Größe und Bedeutung der Städte im Lande schwer einschätzen. Für einige kursächsische Städte, darunter auch Oschatz, gibt es aus dem Jahr 1474 aber belastbare Zahlen.
Vorausgegangen war wieder einmal ein bevorstehender Krieg des Kaisers gegen die Türken. Am 20. August des Jahres 1474 richteten Kurfürst Ernst und Herzog Albrecht von Sachsen ein Aufgebot zur Heeresfolge an alle Städte ihres Landes. In kurzer Zeit änderte sich aber die politische Lage und so schrieben beide bereits am 3. September 1474 erneut ein Rundschreiben, in welchen sie das Aufgebot widerriefen, jedoch befahlen, dass man sich in Bereitschaft halten sollte. Sie verlangten weiter Auskunft darüber, wie viel Reisige, Wagen, Fußknechte und Büchsen die Städte zu stellen beabsichtigt hätten.
Die Fürsten waren zum Reichstag nach Nürnberg befohlen worden und sollten Verzeichnisse mitbringen, aus denen zu ersehen sei, wie viel Vermögen an Gütern und Leuten sie selbst und ihre geistlichen und weltlichen Untertanen besäßen.
Dazu wurden nun die Städte aufgefordert, binnen eines Monats dem Landesherrn schriftliche Antwort auf folgende Fragen zu übermitteln:

    Wie viel Ansässige leben in der Stadt?
    Was gehört der Stadt an Dörfern und ansässigen Leuten außerhalb der Mauern?
    Welche nutzbringende Vorwerke hat die Stadt und welchen Ertrag bringen sie?
    Was besitzen Pfarreien, Klöster und Altäre in der Stadt?
    Was besitzen die einzelnen Bürger der Stadt?
     

Eine wahre Mammutaufgabe in einem Monat! Noch dazu kommt, dass besonders die beiden letzten Fragen kaum richtig beantwortet wurden. Im Gegenteil: der Meißner Bischof untersagte der Geistlichkeit Auskunft über ihren Besitz zu geben. Aus dem Schreiben des Oschatzer Rates ersieht man, dass die hiesigen Geistlichen durch den Bischof am 4. Oktober 1474 nach Riesa bestellt wurden. Aber – es ist der erste Versuch der Aufstellung einer Statistik Sachsens. Er brachte aber nicht all zu viel. Denn das Kanzleiwesen entwickelte sich erst in den nächsten hundert Jahren zu der Blüte, die Dokumente und Schriften sicher verwahrte. So sind von den Antworten der sächsischen Städte nur 15 Berichte erhalten(Sächsisches Staatsarchiv Dresden, Loc. 31913) -glücklicherweise auch der von Oschatz.

Am interessantesten ist die Zahl der Einwohner, leider gibt es da Ungereimtheiten: wer gehört dazu? Nur Bürger? Auch die der Vorstädte? Was ist mit den sog. Freihöfen – in Oschatz z.B das Vogtshaus? Viele Fragen, aber keine Antworten.

Aber eine Reihenfolge der größten Städte Sachsen lässt sich festlegen:

  1. ist Freiberg mit 579 Hausgrundstücken von denen 91 wüst waren und 118 Hausbesitzer waren verstorben. Der Rat schreibt (heutiges Deutsch): „...wegen mehrlicher Beschwerung und Sterbenshalben ist vom allmächtigen Gott über uns verhängt. Alle Handwerker und ledige Gesellen sind aus der Stadt entwichen, viele Wirte, etliche Fuhrleute von ihren Pferden und auch in etlichen Häusern sind alle Leute und Kinder gestorben.“
  2. ist Leipzig mit 519 Häusern und ansässigen Bürgern.
  3. ist Dresden mit 427 ansässigen Bürgern.
  4. ist Chemnitz mit 329 und vor der Stadt 132 ansässigen Leuten.
  5. ist nun schon Oschatz mit 312 Ansässigen, die Vorstädte sind nicht mit gerechnet, da sie nicht der Stadt gehörten.

Die weitere Reihenfolge ist Großenhain (238), Pegau (210), Mittweida (205), Rochlitz (187), Döbeln (169), Delitzsch (150)…

Mit „Ansässigen“ sind damals die Familienvorstände, in der Regel der Hausbesitzer gemeint. Es kommen also noch alle im Haus lebenden Kinder und Verwandte, sowie Dienstboten dazu. Wenn man die obige Zahl mit fünf multipliziert (für Dresden hat man um 1500 einen Faktor von 7,2 errechnet) greift man sicher nicht zu hoch, dann hatte Oschatz 1474 etwa 1500 bis 2000 Einwohner. Sie war nicht viel kleiner als Chemnitz.

Ein zweiter Teil der städtischen Berichte gibt einen Einblick in die Kriegsleistungen, zu denen die Städte gegenüber ihren Landesherrn verpflichtet waren. Dabei fällt auf, dass diese sich nicht allein nach deren Größe richten; hier wirken offenbar alte Verpflichtungen und Vergünstigungen mit. Das betrifft auch Oschatz.

Während Freiberg die Frage nach der anbefohlenen Heeresleistung nur unbestimmt beantwortet, wollte Leipzig das bei weitem höchste Kontingent stellen: 350 Mann, 30 Wagen und 3 Steinbüchsen.

Überraschend folgt nun bereits Oschatz. Es wollte 4 Reisige (bezahlte Kriegsknechte), 120 gut bewaffnete Fußknechte, 10 Rüstwagen mit tüchtigem Vorspann, 1 Büchsenwagen mit reichlich Pulver und eine Steinbüchse (erste Kanonenform) stellen. Diese Mannschaft sollte für 30 Tage guten Proviant dabei haben, danach muss sie der Kriegsherr versorgen. Sicher eine kostspielige Heerfahrt, die die Stadtkasse schon belastet hätte. Glücklicher Weise kam es diesmal nicht zum Krieg.
Es folgen (Großen)Hayn, Chemnitz, Dresden, Rochlitz. Mittweida…

Zu meinem Glück hat um 1890 ein H. Ermisch die mittelalterlichen Texte schon einmal säuberlich abgeschrieben, denn ich hätte viele der Handschriften nur sehr mühsam entziffern können. Der Oschatzer Bericht war aber leserlich.



Teil 2

XV Seite 108

Oschitz
Diese Stadt ist eine der Osterlendischen Städte.

Von wem und zu welcher Zeit sie erbaut wurde ist nicht genau bekannt. Vermutlich aber ist, dass sie von den Sorabern oder Sorben-Wenden, die dieses Land und die Gegend beherrschten, zuerst angelegt wurde. So ist sicher, dass solche Völker ihre Burg und vornehmste Landesfestung in der Nähe hatten, an dem Ort wo jetzt das adelige Schloss Seerhausen, quasi Sorbenhausen, stehen soll. Daraus haben sich die Sorben gegen einfallende Völker stark gewehrt, bis solche endlich von ihnen und anderen Völkern fortgetrieben und zur Zeit Karls des Großen des Orts ein Roland, so noch zu sehen, als Siegzeichen, dass solche Völker überwunden wurden, aufgerichtet.

Seite 109

Und das dem so ist, gibt der Name der Stadt her; denn obwohl einige Historiker, insbesondere STELLA solche von einem unbekannten Volk „Ost“ herleiten oder von dem Wörtlein Oschitz, einem fabulösen Helden, so ist doch offensichtlich das solches ein richtiges wendisches Wort ist und heißt soviel wie „Ostlicht“, „Morgenlicht“, manchmal Ostwitz oder Osgwitz oder eben Oschwitz. Mir ist auch zurzeit ein altes Diplom zur Hand gekommen darinnen dieser Stadt gedacht und ausdrücklich Oschzech genannt wird – also Ostwend, den das Wort „zech“ heißt in Böhmischer und Wendischer Sprache soviel wie eine Umkehr. Daraus ist zu schlussfolgern, dass die Ostwenden solchen (Land)Strich besessen, wie denn deren Name sich mit „Ost“ noch mehr zu finden ist: als Osterstein, das Schloss von Zwickau, Osterfeld bei der Naumburg und Osterhausen über der Saale.
So befindet sich auch in den Annalen des Stiftes Naumburg das diese Stadt neben Leisnig, Strehla, Boritz und Kochedetz von Kaiser Heinrich dem III. anno 1048 dem Stift Zeitz zugeschlagen und ausdrücklich Ostzech genannt wurde und solche in Dalmenca gelegen sei. Wie es genau zu verstehen ist lasse ich andere beraten, es ist aber dem Wort Dalemincia, davon das Meißner Land von alters her den Namen hat, ähnlich und wohl zu vergleichen. Zudem dann auch Dahlen, das Städtlein dabei und Dahlwitz, das Dorf und Adelssitz bei Eilenburg den Namen davon haben soll.

Obwohl der Name Oschitz nach unserem jetzigen Wissen unklar ist, so ist doch die Stadt durch die Wirtschaft, so der Herzog Georg von Sachsen selbst der Stadt gegeben, als das solche unter anderen Städten, die gehorsamste und fast sein Schatz im Notfall sei, beides betreffe die Stadt und Gegend daselbst, als auch den Landadel. So ist doch auch nicht ohne, dass jederzeit die Fürsten von Sachsen bei dieser Stadt ihren untertänigen Willen gespürt und noch im Neulichsten solches mit der Tat erwiesen. So unser jetzt regierender Churfürst Christian der Andere sein fürstliches Beilager zu Dresden gehalten, hat Oschitz sein Vermögen und untertänigste Dienste präsentiert, dass 100 wohl geputzte Bürger zum Aufwarten entsandt, dieselben mit aller Notdurft an Kleidung und Zehrung versehen und sich so fleißig sich gezeigt haben, dass der Churfürst gesagt haben soll: Es seien die gehorsamsten und ergebensten Leute vor allen anderen, dies habe er gespürt.
So gibt auch die schöne Lage des Ortes, von Fruchtbarkeit für alle Notdurft wohl versehen, auch dem vornehmsten und reichen Adel, die in ziemlicher Menge in der Gegend sitzen, Lohn. So dass es wohl für eine Schatzkammer des Meißner Landes zu achten ist.

Seite 110
 

Derer uralte Religionsform sollte wohl auch hier beschrieben werden, weil aber bei anderen Städten in der Nachbarschaft schon völlig aufgezählt, so ist es bei dieser unterlassen.
Das Glück und Aufblühen dieser Stadt ist zwar nicht ohne, dass solcher zwar auch Unglücksfälle, ihr aber mehr als Glück zugestoßen. Von diesem Glück ist aus neulichsten Historien bekannt, dass bei Markgraf Friedrich von Meißen Zeiten, den man den Markgrafen mit der gebissenen Backe genannt hat, diese Stadt anfänglich in großem Flore gestanden hat und damals zweifelsohne größer als jetzt gewesen sein mag. Denn von ihm wird geschrieben, dass er unter seinen wenigen Städten diese als liebste und beste geachtet hat.
Darum hat er auch 1286 dort ein Archidiaconat mit sechs Kantoren angelegt, die Kirche mit stattlichem Einkommen versehen und viele Heiligtümer, unter anderen einen blutigen Dorn Christi, so ihm von Rom zum großen Geschenke geschickt, in einem prächtigen Kristallglas eingefasst und verwahrt, der Kirche gegeben. Danach ist dann ein großer Zulauf und viele Wallfahrten geschehen und die Stadt davon reichlich zugenommen hat. Er soll auch mit seiner Hofhaltung sich meistens daselbst, auf einem Schloß nahe unter der Stadt liegend, von dem noch der Schutt, wie auch in Hayn, zu sehen ist, sich wesentlich aufgehalten haben. Er soll auch das Franciscaner Kloster allhier erbauet haben. Darum denn auch diese beiden Lieblingsstädte in der einheimischen Kriegsempörung, die ihm sein eigener Vater Markgraf der Unartige aufgezwungen die größten Gefahren und Belagerungen ausge­standen. Im gleichen liest man von Churfürst Friedrich dem Ersten in diesem Stamm, dass derselbe an dieser Stadt, die er zierlich erbaute und aufs Neue mit Mauern umgeben lies und damit bald zu einer Festung ausbaute, seine große Lust gehabt und gern sich in dem Ort aufgehalten habe. Andererseits ist in den Zeiten, wo die Hussiten Böhmens ins Land eingefallen sind von allen keiner Stadt soviel Schrecken und Elend als dieser zugefügt worden.

Von Herzog Georg von Sachsen ist noch in aller Munde und bekannt, dass er dieser Stadt den Namen, wie oben angeführt, gegeben hat und solche seinen Schatz genannt hat, an der er besondere Lust und geneigten gnädigen Willen hatte, so dass er zu seiner Zeit ein Colle­giat­stift daselbst anlegen lies und zur Erbauung der Kirchen, wohl auch des schönen Rathauses und anderen gemeinen Gebäuden eine stattliche Gabe wohl ins Werk gerichtet, wenn nicht der Bischof von Meißen Johann von Schleinitz dagegen gewesen wäre. Dieser hat eine Eingabe beim Papst gemacht um diese Mittel vielmehr seines Geschlechts Kirchen zu Stauchitz und Plotzig mit Gebäuden und anderen Einkommen zu kommen zu lassen.

Dennoch hat Herzog Georg von seinem Willen nicht ablassen wollen und endlich auch die Bewilligung beim Papst aufgebracht, wie aus der Bulle, so noch vorhanden, zu sehen ist. Aber es war zu spät, denn der Fürst ist bald hernach verstorben.
Was Churfürst August als auch Christian und Christian der II., der jetzige regierende Landesfürst zu dieser Stadt aus gnädigem Willen beigetragen haben ist bekannt und oben zum Teil erzählt.
Daneben hat diese Stadt auch häufige Unglücke erduldet, ganz zu Schweigen von den vielfältigen Landstrafen an Sterbensgefahr, Gewittern, schädlichen Sturmwinden deren kein Mensch und derer keine Stadt wegen unserer Sünden sicher sein kann. So ist die Stadt auch mit Feuerschaden zwei Mal überzogen wurde; einmal Anno 1446, da über 100 Häuser und Anno 1499 da fast der halbe Teil der Stadt abgebrannt. Das hat sie hart getroffen.
Wie übel es damals der Stadt erging, als Markgraf Friedrich der Streitbare oder mit dem gebissenen Backen in die 18jährige Kriegsexpetition wider zwei römische Kaiser Adolph und Albrecht und auch gegen Fürst Waldemar von Brandenburg und Fürst Albrecht von Anhalt von Anno 1295 bis Anno 1308 zog und sich auf allen Seiten zu wehren hatte, ist zwar aus Historien der Länge nach zu lesen. Und auch das die Stadt nur um dessen Willen, dass sie zum Hoflager gemacht und der Fürst dieselbige vor anderen befestigen und mit Kriegsvolk besetzen ließ und doch zwei Mal von fremder Herrschaft untertänig gemacht wurde, steht dort. Es ist wohl anzunehmen, dass die frommen Einwohner nach erhaltener Siegesnachricht 1309 frohlockten als dies Stadt neben Grimma, (Großen)Hayn, Freiberg und Meißen wiederum erobert und von der Zeit an stets unter dem hochlöblichen Hause Sachsen verblieben.
Als die Hussiten Böhmens nach dem Sieg Anno 1429 in der Schlacht vor Aussig wider die Meißner siegten, waren auch 20 eingesessene Bürger dieser Stadt neben vielen anderen aufgeboten sampt einer großen Zahl Adelsleute aus dieser Gegend, die alle getötet wurden.
Nun wurde diese Stadt haufenweise mit Raub und Brand durch ihre Heerführer Prokop Böhm und Peter von Miltitz überfallen und sie sind bis Altenburg gestreift und geplündert- Leider hat Oschitz brennen müssen und damals alles in Asche gelegt, wie solches nochmals an einem Turm, so in der Ringmauer aufgeführt verzeichnet und in Stein gehauen noch zu lesen ist.
Jedoch hat sich damals diese Stadt sampt den benachbarten zusammen getan, den auf dem Rückzug befindlichen Hussiten begegnet und über 2000 Böhmen in die Wasser, die sich damals reichlich ergossen und in die Elbe bei Strehle gedrängt und ersäuft.
In der einheimischen Auseinandersetzung zwischen Kurfürst Friederich dem Anderen und Landgraf Wilhelm, seinem Bruder Anno 1446 hat diese Stadt auch großen Schaden genommen, denn die Böhmen, die auf Landgraf Wilhelms Seite gewesen, haben einen Streifzug vorgenommen. In Borna haben sie angefangen und dann den ganzen Strich über Pegau, Rochlitz, Colditz, Grimme, Mügeln, Leisnick, Döbeln, Oschitz bis Strehle in Brand und Rauch gesteckt, wie denn damals die 100 Häuser, wie oben angezeigt, brannten.
Was zu Herzog Georgs Zeit diese Stadt und diejenigen, die sich zu der Lutherischen Religion begeben an Verfolgung und Elend ausgestanden davon ist zwar in den TOMIS LUTHERI und in den Trostschriften, so er an die verfolgten und ins Elend verjagten Christen zu Oschitz geschrieben, zu lesen. Und soll damals Herzog Georg sich vielfältig habe hören lassen: Er hätte diese Stadt allzeit gut katholisch befunden und für seinen Schatz gehalten. Nun aber, da der Luther sie aufgewiegelt, wäre es ihm leid, dass so viele guten Leut mit Luther in die Hölle fahren sollten.
Diese Stadt hat auch allzeit den Ruhm gehabt, dass darinnen Kirchen und Schulen wohlbestellt und gutes Regiment darüber gehalten wurden. Wie denn der vortreffliche Mann.

Joachim Cramer, Mediziner in Görlitz aus Oschitz stammend, diese wie folgt beschreibt:
In Patria tua quae sedes est omnis pietatis, honestatis et humanioris disciplinae, cum amicis quibusdam 19. Maij instantis Anni pernoctatus sum, ibi offerebant mihi ministry Senatus, munera canthoros nimirum aliquote vini Rhenani quam optimi. Me hercule benovolentiae testimonium singulare mirabar eius oppidi Senatus cuius tanta est dignitatis et ad suosciues, cum grauii cultu Reuerentia et charitas, ut verum sit illud Poetae: Formosi pectoris custos formosior ipse.

Diese Titel und den Ruhm haben zwar nicht allein die Vorfahren in dieser Stadt gehabt, sondern befleißigen auch die jetzt regierenden Personen sich zum Besten und beweisen auch mit der Tat und Wahrheit, denn sie befördern der Jugend studieren, als zu förderst Gottesfurcht und allen anderen guten Tugenden, sie halten Inspektionen und haben ihre gesonderten guten Stipendien in Universitäten, durch welche sie hernach ihre Kirchen und Schulen bestellen. Darum hat diese Stadt als besonderes Lob, dass solche vormals und auch heut viele vornehme gelehrte Leute und andere, die vielen Nutzen brachten wohl hervorgebracht. Unter den Neuesten, so mir noch bekannt, Thomas Fritzsch, Physikus zu Görlitz; M.Johannes Reuschius, Kanzler des Meißner Stifts, die Kobers, die Richters und die Winkelmanne und andere, derer ich der Kürze wegen hierbei übergehen tue.
 

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